Andrea Knoepfli, unsere neue Kreis 8-Redaktorin, trifft zum ersten Mal auf den Seefeld-Quartiergeist
Andrea Knoepfli: «Wird das Seefeld nur schöngeredet oder was steckt wirklich dahinter?»
Eines Januarmorgens tauchte etwas Unerwartetes auf der Bildfläche auf, denn jemand hatte in einem meiner kleinen Storytelling-Texte genau das gefunden, wonach er gesucht hatte. Damit schrieb mich Zoran von der Kreis 8-Redaktion an, der erste Artikel stand sofort und die Zusammenarbeit war ab da an beinahe beschlossene Sache: «Andrea, du schreibst scharfsinnig, aber dennoch gefühlvoll. I want more!»
Ich sah mich also von einem Tag auf den anderen mit dem Seefeld konfrontiert, einem Stadtteil, von dem ich schon viel gehört hatte. Was mich allerdings schon immer etwas stutzig machte: Wird das Seefeld nur schöngeredet oder steckt wirklich etwas dahinter? Auch nach genauem durchforsten des Kreis 8 Magazins lese ich nichts Negatives über dieses gehypte Quartier und sogar mein sonst so beeinflussungsresistenter Vater quittiert diesen Umstand mit den Worten: «Wenn du im Seefeld wohnst, hast du es geschafft.» Nur gut, dass mich Meinungen von aussen schon immer wenig interessiert haben. Ich nutzte also die Gelegenheit, das Seefeld-Narrativ einmal selbst zu interpretieren.
Gespannt und erwartungsvoll liess ich mich anfangs Februar zum ersten Mal auf das Seefeld ein. Mit ein wenig Nervenkitzel ob der bevorstehenden Begeisterung oder Ernüchterung steuerte ich auf Zorans Auto zu. Dort wurde ich mit einer Selbstverständlichkeit und Herzlichkeit empfangen, sodass ich mich kurz dagegen wehren musste, das Seefeld schon nach dem ersten Schritt zu mögen. Galant kurvte Zoran mit mir als Beifahrerin von Boutique zu Blumenladen zu Cafés; mir, die sich ab diesem Moment fast schon wie eine waschechte Seefelderin fühlte. An jeder Ecke, an der wir hielten, ein: «Hallo Zoran, what’s up?» - man kennt sich.
Das Seefeld scheint mir ein Quartier zu sein, in dem man sich tatsächlich noch auf der Strasse begegnet und auch wenn der Ruf abgehoben sein mag, die Seefeld-Blase ist in Wahrheit mit Menschlichkeit und Nähe angefüllt. Jedem wichtigen Ort, den wir passierten, fügte Zoran eine Geschichte oder Anekdote zur Erklärung bei: das Razzia und seine Kinovergangenheit, die wunderbare Hammam Basar Oase und ihr verborgenes Innenleben, das Monocle mit seiner Magnetwirkung für internationale Gäste, und so weiter. Plötzlich hatte ich begriffen, was das Seefeld ausmachte. Es hatte mich an meinem empfindlichen Punkt getroffen: meiner Schwäche für Kontraste und Details. Kontraste lassen uns aufhorchen, hinsehen, etwas fühlen; Details verraten uns die Wahrheit über ein grösseres Ganzes. Der Kontrast des Seefeldes? Der verspielte Blumenladen mit dem ernsten Anzugträger davor, im Restaurant ein elegantes Ambiente, aber eine Nonne mit fordernder Mittelfingergeste auf der Getränkekarte. Und die Details? Nichts Sichtbares, sondern ein Gefühl: Leichtigkeit. Was das Seefeld ausmacht, ist diese Bodenständigkeit gepaart mit Eleganz, das dieses gewisse Savoir-Vivre erzeugt, nach dem so viele suchen.
Genau deswegen haben mich das Seefeld und der andersdenkende, kreative Zoran (plus Hündin) inspiriert. Wer den Kreis 8 auch so einmalig erfahren möchte, wie ich, für den ist das Kreis 8 Magazin der Schlüssel zu allen Türen, so versteckt sie auch sein mögen. Genau wie Zorans Fingerzeig mir diese Welt eröffnet hat, nehmen die Texte darin einen bei den Sinnen, führen durchs Quartier und deuten auf Schätze hin, welche die wahre Seele des Quartiers in sich tragen; Schätze, die jedoch ohne Hinweis unter dem Radar des flüchtigen Betrachters bleiben würden. Ich freue mich, diese Details für die Leser des Kreis 8 Magazins zu ergründen und ihnen meine ganz eigene «Erfahrung Seefeld» auf einer, so hoffe ich, neuen Ebene zugänglich zu machen.
Text: Andrea Knoepfli
März 2019