Midi: «Das Zürichhorn war für mich schon immer ein magischer Ort und ich weiss auch, dass der Chinagarten ein Kraftort mit extrem hohen Schwingungen ist.»
Midi Gottet ist 47 Jahre alt. Er war in diesem Leben schon Vegetarier, Handmodel in Paris, Zauberkünstler in Vegas, Velokurier in Manhatten, Stand-up Comedian, Präzisions-Schauspieler, Eden-TV-Moderator, Sport-Kolumnist, kult-Autor, Poet, ein Singing Pinguin, ein schwules Murmeltier, Dr. Fleischmann, der DRS3-Rajiv, die Thomy-Senftube, der Schöpfer von "Handirr im Poulet speutzt", Ehemann, glücklich geschieden, eine Sportskanone, ein wenig blöd, ein Electric-Boogie-Tänzer, Vater, Sohn und Heiliger Geist, angeklagt, wieder freigesprochen, labil, ein Schwerenöter, ein Erdengel, ein Schutzengel, ein Fussfetischist, ein Muttersöhnchen, ein Coop-Supercard-dabei-Haber, Götti, Onkel, Tante, ein Orgasmusvortäuscher, tief verletzt, stinkreich, ein bornierter Snob, ein Bettler, demütig, reumütig, übermütig, übermüdet, klinisch tot, wieder wie neu, ein Drittel des Trio Eden, die Hälfte von Gottet & Landolt und ein Ganzes von Midi Gottet und somit die Summe seiner Höheren Selbst.
Momentan ist Midi jeden Donnerstag mit «Lucid Lunch», einer Meditation über Mittag in der Kaufleuten Lounge, als Host tätig. Und natürlich ist der Comedian noch immer in verschiedenen Projekten auf den Brettern, die die Schweiz bedeuten, zu sehen.
Salut Midi Gottet. Stell dich doch bitte kurz vor.
Ich bin von Beruf her gelernter Versicherungsfachmann. Nachher war ich nie mehr bei einer Firma angestellt. Ich wurde zum freischaffenden Künstler. Das ging vom Zauberkünstler bis zum Meditationsfachmann. In der Öffentlichkeit bin ich am ehesten als Stand Up-Komiker bekannt.
Wie lange bist du schon im Seefeld zuhause?
Seit 2004. Damals kam unsere Tochter Avery zur Welt.
Was liebst du am Seefeld?
Ich liebe den See. Ich liebe die Promenade. Das Zürichhorn war für mich schon immer ein magischer Ort und ich weiss auch, dass der Chinagarten ein Kraftort mit extrem hohen Schwingungen ist. Ich habe eine Zeitlang gegenüber an der Dufourstrasse gewohnt und natürlich immer schön Energie abgezapft.
Was ärgert dich am Quartier? Was könnte man optimieren?
Grundsätzlich bin ich kein negativer Typ, der das Schlechte sucht. Es ist halt leider eine Tatsache, dass in der Zwischenzeit viele Wohnungen unbezahlbar geworden sind. Ich finde es aber nach wie vor wunderbar hier und ich habe ja auch schon drei Wohnungen im Seefeld gefunden.
Wie hat sich das Quartier in den letzten Jahren entwickelt?
Ich sehe dies immer aus der Sicht eines Vaters: Eigentlich hat immer irgendwo eine Baustelle, was halt ein Zeichen des Wachstums ist. Zuerst war ich mit den Kidz auf dem Kinderspielplatz, dann wurden sie ein wenig älter und dann gehst du an den See, nachher können sie Radfahren, dann bist du mehr auf dem Schulhausplatz und so weiter.
Wo bewegst du dich im Seefeld? Könntest du uns ein paar deiner Lieblingsplätze verraten – Einkaufen, Essen, verweilen, etc.?
Ich liebe das Tiefenbrunnen Bad und zwar im Herbst/Winter. Es ist faszinierend und eine wunderschöne Parkanlage. Die Baurwiese ist cool. Gehe da oft mit meinem Sohn Cosmo Fussball spielen. Völlig unauffällig liegt sie da zwischen all den urbanen Häusern. Ich liebe das Schulhaus Seefeld und all die Kinderevents.
Bei der «Papeterie Buchelt» kaufe ich alles für mein Büro ein. Bei «Glacé Dani» am Hafen Riesbach esse ich Gelati. Ich gehe zu «Iron Meyer» alle Hardwaresachen holen. Einer meiner Lieblingsläden! Eben war ich am Kult-Weihnachtsessen in der «Blauen Ente», das Essen war hervorragend. Mein Lieblingsrestaurant ist nach wie vor das «Latino». Beste italienische Küche für meinen Geschmack. Im «Totò» gehe ich gerne was trinken, die Bar hat für mich so eine Art Dorfplatzcharakter. Was ich unbedingt erwähnen muss ist, dass das «GZ Riesbach» einen super Job macht mit allen ihren Aktivitäten für Gross und Klein. Kleider gehe ich zum «Stereo» kaufen und früher auch im «Fred Perry»-Laden. Den gibt es leider aber nicht mehr.
Wo bist du sonst unterwegs, wenn nicht im Seefeld?
Ich gehe eigentlich nur aus dem Seefeld, wenn ich dies jobmässig tun muss. Einmal pro Jahr fahre ich mit Kind und Kegel in meinen Heimatort Albinen (VS), zweimal pro Jahr mit meiner Freundin zum Meditieren nach Ibiza. Aber sonst bleibe ich gerne hier, da ich ja auch von zuhause aus arbeite. Ich habe den Dorfcharakter des Seefelds sehr gerne.
Hast du eine spezielle Seefeld-Anekdote zum erzählen?
Nein, habe ich nicht. Bis auf diese hier: In einer lauen Sommernacht schlenderte ich mit meiner Partnerin Nicole zum Kino am See. Wir setzten uns auf eine Parkbank neben der Leinwand und genossen die Stille, die nur von Filmstimmen irgendeines Thrillers unterbrochen wurde. Plötzlich setzte sich ein älterer Herr neben uns. Er hätte eigentlich gut in den Film gepasst. Erst dachte ich, es handelt sich hier um einen Irren, der uns die schöne Stimmung in den Hintern reitet. Doch, es stellte sich heraus, dass dieser Mann über jeden und alles Bescheid wusste. Er war wie ein Orakel. Also liessen wir uns auf ihn ein und fragten ihn die wahnwitzgsten Dinge. Er wusste immer eine Antwort. Seit diesem Abend weiss ich jetzt, wer J.F.K. auf dem gewissen hat, dass die Twin Towers, samt WTC Building Nr. 7 gesprengt wurden, wer die Sprengung ausgeführt hat, was die SBG jeden Monat im Sitzungszimer bespricht und weshalb das AJZ seinerzeit wirklich den Laden dicht machte. Gut möglich, dass der Mann am selben Abend wieder im Burghölzli eincheckte. Aber auch gut möglich, dass der Mann Gott war und verdammt nochmal mit allem Recht hatte.
Text: Adrian Erni
Foto: Bon Parinya Wongwannawat
Januar 2015