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Ruth Grüninger: «Neuer Zeitgeist war angesagt und wir waren die Pioniere. Zu dieser Zeit kamen grosse Namen auf den Markt: Jean Paul Gautier, Thierry Mugler, etc.»

Ruth Grüninger hat seit ihrem Erfolg mit «Pink Flamingo» in den achtziger Jahren stets aufs Neue bewiesen, wie vielseitig sie ihre Kreativität einzusetzen weiss, sei es für Tucano, Ipuri oder Navyboot. Seit nun fast 20 Jahren entwickelt die erfahrene Schweizer Modedesignerin Kollektionen für die Zürcher Modeboutique «fidelio».

Frau Grüninger, wieso sind Sie Designerin geworden?
Schon als kleines Kind war mein grösster Wunsch Modezeichnerin – wie man es damals noch nannte – zu werden. Ich hatte grosse Freude Frauenfigurinen zu zeichnen und das Berühren von Stoffen war für mich das Schönste. Ich hatte während meiner gesamten Kindheit nur diesen einen Wunsch, und diesen habe ich mir dann auch erfüllt.

Erzählen Sie mehr darüber.
Als ich mit der Schule fertig war, hiess es, dass ich eine Lehre als Damenschneiderin machen muss, denn sonst hätte ich keine Chancen. Da ich nicht gerne genäht habe, war ich von dieser Vorstellung nicht sehr begeistert. Aber um meinem Traum näher zu kommen, habe ich dann doch für die Lehre als Damenschneiderin zugesagt. Ich entschied mich für die Frauenfachschule, weil man da am meisten Ferien hatte. Nach erfolgreichem Lehrabschluss schrieb ich mich an der Schule für Gestaltung und Mode ein, und begann mein Studium als Modedesignerin.

Ruth Grüninger, Pink Flamingo

(what! A «Pink Flamingo» book)

Während dem Studium hatte ich einige Teilzeitstellen angenommen, um mir so meine Ausbildung zu finanzieren. Das Berufsleben und die Praxis machten sehr viel  Spass, viel mehr Spass als die Schulbank zu drücken,  und bei diesen Jobs kam ich in Kontakt mit interessanten Menschen aus der Branche. Es ging nicht lange und aus diversen Teilzeitstellen ging ich eine Festanstellung ein und brach somit das Studium ab.

War das eine naive oder mutige Entscheidung?
Im Nachhinein kann ich sagen, dass es die richtige Entscheidung war.  Ich wurde von Création Pomme, mit der Begründung, ich würde vielmehr bei ihnen als in der Schule lernen, abgeworben. Ich nahm die Herausforderung an und es verging nicht einmal ein Jahr und ich wurde von Fiorucci abgeworben. Fiorucci war damals einer der Vorreiter für junge freche Mode und Lifestyle Artikel.

Wow, Designerin bei Fiorucci waren Sie auch? Und dabei waren Sie noch so jung.
Nein, bei Fiorucci war ich für den Einkauf  und Verkauf Schweiz zuständig. Ich kaufte die Modelle in Italien ein und verkaufte diese an kleine Boutiquen. Ich fuhr mit meinem kleinen Fiat 500 durch die ganze Schweiz.

Von Designerin zur Verkäuferin. Hat Sie das befriedigt?
Ja, definitiv. Fiorucci war sehr angesagt und ich war von seiner Mode und von der gesamten Dynamik, welche diese Marke ausgelöst hatte, fasziniert und sehr begeistert. Der Erfolg, den ich mit dieser Marke hatte, dieser basierte auf meiner Begeisterung. Meine Begeisterung war spürbar und ansteckend.

Was kam nach Fiorucci?
Mit 22 habe ich mich selbständig gemacht. Gemeinsam mit meinem damaligem Freund  haben wir die Marke «Pink Flamingo» ins Leben gerufen - später kam mein Bruder dazu. Wir haben eigene Kollektionen entworfen und international vertrieben – in ganz Europa und Amerika wurde «Pink Flamingo» verkauft.

Was war das Besondere an «Pink Flamingo», dass den Erfolg geprägt hat?
Verglichen mit den anderen Marken, welche eher die traditionelle Mode im Angebot hatten, war unser Stil neu, jung und frisch, geprägt von gutem Design und eigener Handschrift. Neuer Zeitgeist war angesagt und wir waren die Pioniere. Zu dieser Zeit kamen grosse Namen auf den Markt: Jean Paul Gautier, Thierry Mugler etc.

Und wie lange konnte «Pink Flamingo» mit diesen klangvollen Namen mithalten?
Der entscheidende Faktor war die Produktion. Die grossen internationalen Marken, diese konnten im Vergleich zu uns besser und günstiger produzieren. Foldgedesssen wurden wir vom internationalen Markt verdrängt und waren gezwungen nach 17 erfolgreichen Jahren «Pink Flamingo» in die Hände eines Profis zu übergeben.

Wie ging es dann weiter?
Mitte der 90er Jahre entwarf ich meine eigene Kollektion und brachte diese unter meinem  Namen «Ruth Grüninger» auf den Markt. Die neue Marke verkörperte eine kleine feine Linie mit Lieblingsteilen, langlebiges Design, sorgfältig und unter sozial verträglichen  Bedingungen in Europa produziert. Daneben arbeitete ich für ander Modehäuser wie Ipuri, Navyboot, und Tucano. Einer meiner ersten Auftraggeber war fidelio, für welchen ich nun seit fast 20 Jahren Kollektionen entwerfe und produziere. Seit eh und je arbeite ich viel im Corporate Design Bereich, ich entwarf Uniformen für die SBB, Securitas, Swissair, ZFV und Swiss.

Ruth Grüninger und Lydia Frei

(Das «fidelio» Team: Lydia Frei und Ruth Grüninger)

Ihr Atelier befindet sich im Zürcher Seefeld Quartier – Kreis 8. Welchen Bezug haben Sie zum Quartier?
Ich bin im Seefeld geboren und habe insgesamt über 30 Jahre meines Lebens in diesem wunderschönen Quartier verbracht, d.h. ich wohne und arbeite im Kreis 8.

Was prägt das Seefeld Quartier?
Die hohe Lebensqualität.  Ich liebe es, dass man alles zu Fuss erledigen kann – Arzt, Optiker, Post, Schneiderin, Schuhmacher, Reformhaus, etc. Und nicht selten trifft man dabei jemanden, auf einen kurzen Schwatz, den man kennt.  Das nenne ich Dorfcharakter – mitten in Zürich - und das liebe ich!

Zudem empfinde ich das Quartier als lebendig und dynamisch.

Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Ich bin ein Zürichseekind. Damals wie auch heute, mit meinen Enkelkindern, verbringe ich sehr viel Zeit an der Seepromenade.  Rauf und runter, und das manchmal mehrmals am Tag. Wo ich auch sonst noch gerne verweile,  und die Ruhe geniesse, ist der Botanische Garten.

Weitere Tipps?
Das Restaurant Hornegg war die Stammbeiz meiner Eltern, da ging ich schon als Kind gerne hin. Ich liebe das feine Essen und die freundliche Bedienung, da wo man noch mit dem Namen begrüsst wird. Den Werner, vom Restaurant Schlüssel, den kenne ich seit vielen, vielen Jahren und da gehe ich gerne hin, denn da weiss ich, dass ich hohe Qualität zum anständigen Preis bekomme. Ich gehe auch gerne in die  Backbar, die ist wirklich eine Bereicherung für das Quartier.

Es gibt zahlreiche gute Boutiquen und darüber hinaus auch andere vielfältige Einkaufsmöglichkeiten. Ein Geschäft, das mir besonders gut gefällt ist «einzigart» – super Konzept.  Und mein absoluter Favorit in Sachen Blumenkunst ist «Martin Grossenbacher» – macht wunderbare Kreationen.

Was hat das Seefeld kulturell zu bieten?
Kürzlich war ich an einem Konzert im Kulturclub «Lebewohlfabrik» – war eine schöne Stimmung. Das «Museum Bellerive» bietet ein gutes Angebot, wie auch das «Zürcher Kammer Orchester», dessen Vorstellungen oftmals ausverkauft sind.  Zudem ist da noch das «Millers Studio» und das «NONAM Nordamerika Native Museum». Ich denke das ist schon eine Menge, was das Seefeld auch in kultureller Hinsicht bietet.


Text: Zoran Bozanic

Januar 2015


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