Deutsche Schauspielerin zu Besuch im Seefeld
Sonja Wondra: «Ich würde gerne eine arabische Rolle spielen»
Die Mutter Deutsche, der Vater Tunesier, ein Leben als Schauspielerin und immer unterwegs. Sonja Wondra hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und spielt in Serien wie Soko 5113, Sturm der Liebe und Rosenheim Cops. Kürzlich war sie zu Besuch im Zürcher Seefeld, wo sie im «Hotel Lady’s First» wohnte. Wir sprachen mit ihr über ihre Zeit in der Stadt, Traumrollen und natürlich: Über ihre Liebe für den eigenen Beruf.
Wie sind sie zur Schauspielerei gekommen?
Für mich stand schon als Kind fest, dass ich Künstlerin werden möchte.
Im Kindergarten habe ich auf die Frage was ich werden will «Tina Turner» geantwortet. Später habe ich mich dann für dir Musicalschule «Stage School» in Hamburg entschieden, weil ich dachte eine «Allroundausbildung» in Tanz, Gesang und Schauspiel, würde gut zu mir passen. Ausserdem habe ich mich in der «Meisner Technik» und im «Method Acting» weitergebildet und bin seit vielen Jahren in einem Filmschauspielkurs für professionelle Schauspieler unter der Leitung von Lene Beyer.
Was macht die Schauspielerei besonders?
Der Beruf ist Schule zugleich. Ich habe ein feineres Gespür für Authentizität bekommen - eine persönliche Entwicklung, die mir durch die Schauspielerei ermöglicht wurde. Man kann ausserdem Emotionen freien Lauf lassen, die man im Alltag zurückhält, oder die einem persönlich unangenehm sind und auch Charaktere spielen, die weit von einem weg sind. Im besten Fall fühle ich mich ziemlich leer, wenn ich eine tiefe Emotion gespielt habe.
Viele Menschen glauben, dass Schauspielern bedeutet zu spielen, oder eine Show zu machen, dabei ist es für mich ein grosser Anspruch echt zu sein und ehrliche Emotionen abzurufen.
Wie gelingt es Ihnen sich den ganzen Text zu merken?
Ich hatte glücklicherweise nie Probleme Dinge auswendig zu lernen, aber ich lerne den Text auch nicht zu viel und lange, weil er auf eine Art noch frisch bleiben muss, wenn ich ihn spreche. Er soll ja ganz frei über die Lippen kommen und mir quasi genau in diesem Moment einfallen. Ich gehe dabei auch gerne durch den Raum. Wenn ich nicht mehr über den Text nachdenken muss, er aber auch nicht stur auswendig gelernt ist, fühl ich mich sicher, bin aber noch frei im Spiel. Vielleicht ist das auch alles Einbildung, aber es ist meine spezielle Art zu lernen.
Sie sprechen sehr gut bayerisch, wie kommt das?
Ich bin in München geboren und aufgewachsen. Meine Mutter ist Deutsche und spricht bayerisch, ebenso meine Oma. Ich habe das natürlich als Kind übernommen. Als ich in der ersten Klasse unter ein selbstgemaltes Bild mit einem Baum «a Bam» schrieb, um zu beschreiben was das sein soll, reichte es meiner Lehrerin und sie zitierte meine Grossmutter und Mutter zu sich in die Sprechstunde, um ihnen zu erklären, dass sie ab jetzt hochdeutsch mit mir sprechen sollten. Ich liebe es auch heute noch bayerisch zu sprechen, auch wenn man unter meinen Altersgenossen selten die Möglichkeit hat, weil die wenigsten noch Dialekt sprechen können.
Welche Rolle würden Sie gerne spielen?
Oh, da gibt es einige Rollen die mir gefallen. Zum Beispiel eine Rolle in der neuen Serie «4 Blocks». Darin geht es um die arabische Mafia in Berlin. Ich bin vor Kurzem von Berlin wieder zurück nach München gezogen und vermisse die Stadt sehr.
Ausserdem würde ich gerne mal eine arabische, bzw. nordafrikanische Rolle spielen. Mein Vater kommt aus Tunesien und mein «Backround» kam im Gegensatz zu anderen Schauspielern mit Migrationshintergrund gar nicht so oft zum Tragen.
Welche Schauspieler beeindrucken Sie?
Meryl Streep und Michelle Williams sind einfach in jeder ihrer Rollen grossartig. Hannelore Elsner ist mir sehr sympathisch, sie hat sich bis heute diese mädchenhafte Unschuld bewahrt. In der männlichen Domäne der Hollywoodschauspieler stechen für mich unter anderem Michael Fassbender und Joaquin Phoenix hervor. Bei den Deutschsprachigen sind es Tom Schilling und Burak Yigit.
Was gefällt ihnen an Zürich?
Ich finde die Züricher, sehr sympathisch und entspannt. Mir ist in einem Supermarkt eine Geschichte passiert, die ich nicht so schnell vergessen werde: Ich hatte am letzten Tag nur noch einen fünfzig Euro Schein und brauchte dringend Haarspray und ein Wasser. Ich hätte aber als Rückgeld nur Schweizer Franken bekommen, für die ich so schnell keine Verwendung mehr gehabt hätte. Hinter mir in der Schlange stand ein junges Mädchen, dass mir kurzerhand meine Sachen bezahlte. Ich war ganz baff und hab sie gefragt, wieso sie mich einlädt worauf sie antwortete, dass sie einfach gerne hilft. Ich fand das so toll! Der Zürichsee hat mich ausserdem total verzaubert und alles ist so sauber und schick. Sehenswert ist auch der «China Garten». Dort kann man super meditieren und zur Ruhe kommen. Ich habe meinen Aufenthalt ja im «Ladies First Design Hotel» verbracht. Von deren Dachterrasse kann man auf den Zürichsee schauen. Das war sehr idyllisch dort. Ich habe in Zürich auch sehr gut gegessen, auch wenn einen die Preise erst einmal verwirren, wenn man aus Deutschland kommt. Ich fand das «Elle n Belle», ein veganes Restaurant und den «Hammam Basar», in dem man sein Essen mit einem Hamam Besuch verbinden kann. Und definitiv ein Hotspot für kulturinteressierte Menschen ist das Kleintheater «Miller's Studio» in der Mühle Tiefenbrunnen.
Sonja Wondra auf Filmmakers...
Redaktion: Zoran Bozanic
September 2017