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Alfredo Häberli Design Development, Seefeldstrasse 301a

Alfredo Häberli: «Ich liebe die Sachen am meisten, die ich für Kinder designt habe. Kinder reagieren sehr schnell auf ein Produkt. Im Positiven wie im Negativen, was manchmal auch sehr hart ist.»

Alfredo Häberli wurde 1964 in Buenos Aires, Argentinien, geboren. Er zog 1977 mit seiner Familie in die Schweiz, wo er sein Studium 1991 mit Auszeichnung in Industrial Design an der Höheren Schule für Gestaltung in Zürich abschliesst. Heute ist er mit seinem Studio «Alfredo Häberli Design Development» ein international etablierter Designer und arbeitet für führende Unternehmen wie Alias, BD Barcelona, Camper, FSB, Georg Jensen, Iittala, Kvadrat, Luceplan, Moroso, Schiffini und Vitra - um nur einige zu nennen. Er schafft es, Tradition mit Innovation, Freude und Energie in seinen Entwürfen zu vereinen und seine Arbeit ist stark von seiner Kindheit in Argentinien, sowie seiner Neugierde und seinen Studien im Alltag beeinflusst. Die Ergebnisse sind Werke mit einem starken Ausdruck und Emotionalität. Seine Arbeiten und Entwürfe wurden in zahlreichen Ausstellungen in ganz Europa gezeigt und mehrfach ausgezeichnet. 

Alfredo Häberli, wieso sind sie Designer geworden?

Gute Frage. Es ging ein wenig über Umwege. Mein erster Abschluss war eine Hochbauzeichnerlehre. Ich wuchs in einem kreativen Umfeld auf: Meine Mutter war Modedesignerin, mein Grossvater Schriftenmaler, mein Onkel Architekt, und doch habe ich nicht gewusst, dass es den Beruf des Designers gibt. Ich war viel in Mailand unterwegs und dort habe ich Stücke von Achille Castiglioni entdeckt. Durch ihn habe ich den Beruf des Designers wahrgenommen und habe mich dann an der ZHdK eingeschrieben. 1991 habe ich dann mit dem Diplompreis abgeschlossen und einen Tag danach mein eigenes Atelier eröffnet.

Was war eines der ersten prägenden Erlebnisse oder Objekte?

Schon während der Schulzeit habe ich zusammen mit Martin Heller Ausstellungen im «Museum für Gestaltung» kuratiert. Ich habe auch schon sehr früh Bücher über Kunst und Design verlegt. So habe ich eigentlich mein Studium finanziert. Mein erstes Produkt war eine Garderobe für «Driade». Ich habe mir früher an den Möbelmessen die Firmen aufgeschrieben, für die ich gerne arbeiten würden und heute arbeite ich für acht von den zehn notierten Unternehmen. Ich hatte diesen Traum und bin einfach hartnäckig geblieben und habe wahnsinnig viel gearbeitet. Designer sind Marathonläufer und keine 100 Meter Sprinter. Man muss mindestens drei gute Produkte designt und diese auch in der Industrie umgesetzt haben, dann hat man es geschafft. Das war aber auch nur möglich, dank der finanziellen Unterstützung meiner Frau, die mich die ersten sieben Jahre lang durchgefüttert hat.

25hours - Zürich West

(Hotel 25hours - Zürich West, Design by Alfredo Häberli)

Wie lebt Alfredo Häberli privat? Ist da auch alles durchgestylt?

Ich habe genauso viele Bücher wie hier im Studio. Unser Familienhaus aus den 50er Jahren ist eher skandinavisch eingerichtet. Es ist weder gross noch mondän. Es geht vor allem um die Ruhe, den Garten, die Natur. Wir haben sehr viel Kunst und geniessen mit unseren zwei Kindern ein gemütliches Zuhause. 

Was ist ihr emotionalstes Projekt oder Objekt?

Das gibt es eigentlich nicht. Ich bin immer froh, wenn ein Projekt in der Industrie entwickelt wird, wie jetzt die Stoffe für das dänische Haus «Kvadrat». Da war ich acht Jahre am warten, aber ich wollte unbedingt für sie arbeiten und dann braucht man halt manchmal ein wenig Geduld. Eigentlich liebe ich die Sachen am meisten, die ich für Kinder designt habe. Kinder reagieren sehr schnell auf ein Produkt. Im Positiven wie im Negativen, was manchmal auch sehr hart ist.

Haben Sie Vorbilder?

Da habe ich natürlich mehrere. Im Chaos dieser Welt braucht man manchmal Leute, an die man sich anlehnen kann: zum Beispiel Bruno Munari oder Achille Castiglioni. Das sind Leute die mich auch immer wieder indirekt unterstützt haben, wenn es am Anfang nicht so gut lief. Autarke Persönlichkeiten, die nicht abgehoben sind und einem den Weg zeigen. Diese Menschen sind losgelöst von Trends und suchen einen eigenen Stil. Das gefällt mir schon sehr.

Wo holen sie sich Ihren Ausgleich, Ihre Ruhe?

Ich habe ein abwechslungsreiches Programm. Bin normalerweise zwei Tage die Woche im Ausland und sonst hier im Studio im Zürcher Seefeld. Der Kreis 8 ist wie ein kleines Dorf und bietet doch Kultur, Ausgang und viel Natur - das schätze ich sehr. Den Ausgleich finde ich natürlich auch in meiner Familie und in den Bergen. Wenn ich unterwegs bin, arbeite ich fast nie. Ich stelle Handys und Pads ab, damit ich die nötige Ruhe habe, um die Kreativität zu fördern. Ich schreibe dann viel und skizierre – das mache ich leidenschaftlich. Die innere Ruhe habe ich von meiner Mutter geerbt. Ich habe sie bewundert, wie sie mit uns vier Kindern immer die nötige Ruhe und Ausgeglichenheit behielt.

Was zeichnet das Seefeld für Sie aus?

Der See, die Promenade und die vielen Parkanlagen. Ich laufe sehr gerne vom Bellevue Richtung Tiefenbrunnen. Die Bäume, die Aussicht - einfach grossartig. Es ist nicht selten, dass wir im Sommer die Mittagszeit am See - ein Sprung ins Wasser gehört dazu - verbringen und so Energie auftanken. Mit Flipflops und einem Badetuch unter dem Arm kann ich mich weder in Paris noch in London bewegen, im Seefeld schon. Zudem haben wir ein breites Angebot an Restaurants, kleinen feinen Boutiquen, schönen Blumengeschäften und Galerien.

Restaurant Ginger, Seefeld

(Ginger - japanisches Restaurant im Seefeld, Design bei Alfredo Häberli)

Wo trifft man Sie zum Lunch?

Ach, da gibt es zahlreiche gute Lokale. Über Mittag gehe ich gerne ins Restaurant «Tüfi» oder zum Werner im «Schlüssel».

Wie schätzen sie die Entwicklung des Seefelds ein?

Ich bin nun seit 15 Jahren im Seefeld. Mich überrascht es, dass nicht mehr Leben und Dynamik ins Quartier kam. Ich finde es schade, dass viele kleinen Läden schliessen mussten. Vor 12 Jahre habe ich das japanische Restaurant «Ginger» designt, dass hat viel zum Leben im vorderen Seefeld beigetragen. Ich hatte gehofft, dass mehr Bewegung auch Richtung Tiefenbrunnen kommen würde, aber das passiert nicht wirklich. Ich empfinde die Mischung - internationales Publikum - im Quartier positiv. Leider hat die steigende Nachfrage nach Wohnraum die Preise in die Höhe getrieben - was mir wiederum nicht so gefällt. Das Leben im Seefeld wird für die Unternehmer härter, die Klientel ändert sich.

Was fehlt Ihnen im Seefeld?

Eigentlich gefällt mir das Quartier so wie es ist und ich fühle mich hier sehr wohl. Gegen ein grosses Jahresfest oder einen Marktplatz hätte ich allerdings nichts - ich würde es sogar sehr begrüssen.

Ihr Lieblingsplatz?

Ganz klar, der Corbusier-Pavillon. Das ist ein Ort der Meditation und wenn ich keine Ideen habe, gehe ich immer wieder gerne dort rein und lasse mich inspirieren. Ich könnte mir auch gut vorstellen, darin zu wohnen.

Corbusier-Pavillon

(Foto: Corbusier-Pavillon)

Text: Adrian Erni

Januar 2015


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