8 Fragen an den Filmexperte

Benny Furth: «Ein Happy End ist am publikumswirksamsten»

Seine Leidenschaft fürs Kino entflammte vor 75 Jahren und lässt ihn bis heute nicht los. Benny Furth zählt zu den bekanntesten Filmkritikern der Schweiz, sass einst Alfred Hitchcock, Harrison Ford oder Sophia Loren gegenüber und auch schon in der Publikumsjury des Zurich Film Festival ZFF. Der 91-Jährige ist im Kreis 8 zu Hause, wo wir ihm beim Kaffee 8 Fragen gestellt haben.

Interview: Sherin Kneifl

Wo hat Ihre Faszination fürs Kino ihren Ursprung?

Der Vater eines Jugendfreundes von mir war Kinooperateur. Dank ihm durfte ich im Kino Sihlbrücke schon als 15-Järhiger Filme in der Vorführkabine anschauen, die erst für Personen über 18 Jahre freigegeben waren. Mit 20 ging ich nach England und habe mich dort so oft wie möglich in den grossen, beeindruckenden Kinosälen aufgehalten. Seither bin ich Fan, habe mittlerweile tausende Filme gesehen und gehe noch immer bis zu fünf Mal pro Woche ins Kino. Auf Facebook sind meine Rezensionen in der Rubrik «Movie-Eye» nachzulesen.

Wäre es nicht bequemer, die Filme zu Hause auf dem Sofa zu streamen?

Das schmälert doch das Erlebnis! Ich muss die Leinwand vor mir haben, den Ton mittels Lautsprecher hören, das Publikum um mich wissen und selbstverständlich die Filme im Original sehen. Wie furchtbar, wenn Robert De Niro und Peter Fonda gleich klingen, weil sie die gleiche Synchronstimme haben. Am liebsten gehe ich ins Riffraff, Movie oder Picadilly.

Schreiben Sie auch lieber über Arthouse Movies?

Ja, ich bevorzuge sie als Konsument wie auch als Kritiker. Bei Blockbustern fokussiert man eher auf den Aufwand, was die Produktion gekostet hat, wie berühmt der Schauspieler ist und so weiter. Der Inhalt, die Geschichte und die Dialoge werden zur Nebensache.

Derzeit lenkt das ZFF das Augenmerk aufs Kino. Lassen Sie sich davon begeistern?



Dieses Jahr hat Christian Jungen, der Artistic Director des ZFF, eine tolle Programmauswahl getroffen. Mir kommt vor, sie steigern sich von Jahr zu Jahr und haben nun mit dem Frame an der Europaallee dem Festival auch den passenden Rahmen gegeben. Ich gehörte ein paar Mal der Publikumsjury an. Dieses Jahr bremst mich leider ein Oberschenkelhalsbruch aus, sodass ich für diese schöne Aufgabe absagen musste. Grundsätzlich freut mich solch eine Veranstaltung in Zürich als der wichtigsten Kinostadt der Schweiz.

Jedes Jahr reisen auch Hollywoodstars aus diesem Anlass hierher. Wer hat Sie im Laufe der Jahre nachhaltig beeindruckt?

Als Filmspezialist habe ich früher selbst viele von ihnen kennengelernt und interviewt. Alfred Hitchcock habe ich eine einzige Frage gestellt und er hat eine Stunde lang einen Monolog gehalten unter anderem über seine Beziehung zur Schweiz und sein Hobby, das Kochen. Sophia Loren ist eine bildschöne Frau mit der Ausstrahlung eines Weltstars. Harrison Ford habe ich einen Tag lang durch Zürich geführt und war mit ihm und seiner Begleiterin Carrie Fischer sogar im Jelmoli.

Welcher Ort im Seefeld hat für Sie das Zeug zur Filmkulisse?

Das Razzia. Es war früher nicht nur Kino und Lokal, sondern ein richtiger Filmtreffpunkt.

Welchen Titel hätte ein Film über Sie?

«Shrek 3», obwohl ich weder Fortsetzungen mag, noch ein Verreisser bin, sondern als Kritiker relativ nett mit den Leuten umgehe. Wenn ein Film wirklich schrecklich ist, schreibe ich entweder gar nicht darüber oder erwähne nur die guten Seiten, denn es gibt immer auch etwas Positives zu sagen zum Beispiel über die Ausstattung oder einen der Schauspieler oder die Kameraführung. Kritik ist ja subjektiv und entspricht nur meiner eigenen Meinung. Ich gucke übrigens jeden Film zu Ende, sogar den schlechtesten stehe ich durch. Man hofft schliesslich bis zuletzt, dass es noch besser werden könnte.

Haben Sie einen aktuellen Filmtipp für uns?

Der finnische «Fallen Leaves» ist dieses Jahr mein Favorit.

Benny und die Stars:





Oktober 2023