Ein Plädoyer von Ivano Colombo zum Thema schöner wohnen
Wer nicht wohnt, lebt nicht!
«Die Architektur eines Hauses mag allen gefallen, zu leben beginnt ein Haus allerdings erst mit seinen inneren Werten. Das ist wie beim Menschen. Ein schöner Mensch wird erst mit dem was in ihm steckt zu einem Menschen mit Charakter, zu einem Menschen, den man auch mag. Wenn ein Haus nicht pässlich eingerichtet ist, so ist es nicht wohnlich - da kann ein Haus noch so teuer gebaut worden sein und an der schönsten Lage stehen. Das Haus mag sich dann wohl attrativ repräsentieren, darin wohlfühlen und leben möchte man aber doch nicht.»
Ivano Colombo hat das Thema Wohnen in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder neu geprägt. Wir haben ihn dort getroffen, wo er vor über dreissig Jahren angefangen hat: in der Mühle Tiefenbrunnen. Ivano Colombo erzählte uns, was schönes Wohnen ausmacht.
«Schön wohnen muss nicht teuer sein. Wer schön wohnen möchte, muss es sich in erster Linie behaglich machen. Man muss sich wohl fühlen. Klar, eine Einrichtung ist immer auch eine Budgetfrage. Aber: Eine Einrichtung lässt sich nicht nur mit Geld allein wohnlich machen. Wohnlichkeit ist eine Herzenssache, man darf also nicht nur dem Kopf gehorchen. Oft ist es besser, sich auf das Bauchgefühl zu verlassen. Schöner wohnen tut man dann, wenn man gerne nachhause kommt, gerne auch länger zuhause bleibt und nicht gleich den Drang verspürt, wieder irgendwohin auszugehen.
Man muss nicht reich sein, um schön zu wohnen
Designermöbel sind schön, ja, und sie sind begehrenswert. Deshalb muss man nicht zwingend dutzendweise davon bestellen und sich so sein Zuhause einrichten. Und wieso soll man sich einen riesigen Esstisch kaufen - mit zehn Stühlen darum herum... schon gar nicht, wenn man die meiste Zeit nur zu zweit oder vielleicht einmal zu viert an diesem Tisch sitzt. Das wäre schade für den Raum und auch für das Ambiente. So ein imposanter Tisch ist zwar schön anzuschauen, aber er lebt eben nur, wenn er auch gebraucht wird. Der Tisch in einer Wohnung ist sozusagen das Lebenszentrum. Hier wird gegessen, getrunken, hier redet man miteinander, ja, hier wird gelebt. Ein Tisch darf gross sein, nicht aber nicht raumfüllend. Man muss Platz haben, um ihn herumgehen können. Und vier Stühle reichen meist aus. Denn, wenn einmal mehr Gäste an diesen Tisch passen sollten, so kann man die Stühle aus anderen Räumen dazu stellen. Das dürfen sogar verschiedenartige Stühle sein. Das bringt Leben an den Tisch. Die Leute am Tisch sind ja auch nicht alle gleich gross und gleich angezogen. Wichtig ist das Ambiente, eine fröhliche Runde an einem feinen Essen. Und dafür muss ein Essen nicht teuer sein, eine Polenta, Gemüse, dazu vielleicht ein duftender Braten... das ist wohnen, das ist Leben!
Einzelstücke oder eine Kollektion? Authentisch soll es sein!
Beides kann schön sein, es muss einfach harmonieren und zu den Bewohnern passen. Eine Einrichtung sollte nicht irgend eine künstliche Bühne darstellen oder etwas imitieren, was man woanders gesehen hat. Eine Einrichtung soll die Seele des Menschen, der hier wohnt widerspiegeln. Je authentischer das gelingt, umso wohnlicher präsentiert sich ein Raum, er entwickelt ein eigenes Ambiente, erzählt eine Geschichte. Gäste, die einen Menschen besuchen - und ihn ja auch mögen - finden sich in einer solchen Atmosphäre wohl, irgendwie zuhause bei ihrem Gastgeber.
Was sind schöne Möbel, wie sucht man sich solche aus?
Wohnungseinrichtungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder verändert. Einmal ist etwas mehr Retro angesagt, dann sind es wieder neue, trendige Designs - und schliesslich hat sich auch vieles vermischt, teure Klassiker etwa, die inmitten einfacher und günstiger Zweckmöbel stehen. Jede Epoche hatte und hat noch heute ihren Reiz. Einmal sind es kühle, klare Linien und Farben, dann wieder heimelige Wärme und sanfte Farbtöne. Es lässt sich viel spielen damit, auch ohne, dass man die gesamte Einrichtung erneuern würde. Was allerdings immer gleich geblieben ist: Das in jedem Menschen zutiefst sitzende Bedürfnis nach einem Zuhause. Die schönsten Möbel, die man besitzt, sind immer die, die dem Bewohner etwas bedeuten, ein Stück seines eigenen Ichs widerspiegeln. Das können Erinnerungen sein, vielleicht auch eine Trouvaille aus einem fernen Land, oder es kann ein Klassiker sein, für den man möglicherweise irgendwann ein kleines Vermögen ausgegeben hatte. Passen tut alles - wenn es authentisch ist! Es ist Teil des Menschen, Teil seines Lebens, Teil seines Zuhauses! Natürlich kann man sich auch in einem Einrichtungshaus ein ganzes Zimmer an Möbeln zusammenstellen lassen. Eine professionelle Beratung ist dabei von Vorteil. Ein gutes Einrichtungshaus macht es den Kunden heute leichter: Während früher oft Einzelstücke oder Kompositionen in einer grossen Halle angeboten wurden, werden heute Ausstellungsstücke in eigens dafür gebaute Räume oder Zimmer gestellt. Das erleichtert für viele Kunden eine Entscheidung, sie können sich den Raum 1:1 bei sich zuhause vorstellen.
Die Lieblingsstücke... und weniger ist meist mehr!
Ein Zuhause muss leben. Das kann es: mit Einzelstücken oder einer Komposition eines einzigen Designers. Wichtig ist, dass alles harmoniert, dem Auge schmeichelt und Lust macht, hier zu verweilen. Wohnen geht einher mit Wohlgefühl. Es gibt nichts schöneres, als beispielsweise ein Sessel, in den man sich einfach hineinsetzen kann, stundenlang, dabei nur zum Fenster hinaus schaut, bis an den Horizont, vor sich hinträumt und keine Lust verspürt, wieder aufzustehen... oder ein Bett, auf das man sich abends freut und morgens gut gelaunt aufsteht. Auf eines sollte man achten: Ein Raum lebt von den Dingen, die darin stehen, es sollten niemals zuviel davon sein. Schöne Dinge brauchen ihren angemessenen Platz, und das tut auch dem Menschen gut, der darin lebt.»
www.colombo-lafamiglia.ch
November 2016