Dr. med. Monika Hess Schmid, Dermatologin
«Wenn meine Patienten nach einer Behandlung gefragt werden, ob sie in den Ferien waren, habe ich mein Ziel als Expertin für Ästhetische Dermatologie erreicht.»
Worauf muss man vor und nach einer Schönheitsbehandlung unbedingt achten? Welche ästhetische Optimierung ist mit welchen Mitteln zu erreichen? Und was für Ziele sind überhaupt erstrebenswert? Mit Empathie und Kompetenz beantwortet Dr. Monika Hess Schmid nicht nur diese sondern auch alle anderen Fragen, mit denen Patienten zu ihr kommen. Die Ärztin hat ihren Beruf zur Berufung gemacht und teilt ihre Zeit zwischen Tumorchirurgie und Ästhetischer Dermatologie auf – zwei Bereiche, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. Wir besuchten die Hautspezialistin in ihrer so stilvoll wie einladend gestalteten Seefelder Praxis, um mit ihr über Sonnenschutz, Altern in Würde, Selfies, Operieren in Tansania und die Zoom-Boom-Generation zu sprechen.
Text: Sherin Kneifl
Sie vereinen als Ärztin zwei Schwerpunkte, die man sonst nicht unbedingt zusammenbringt?
Von Haus aus bin ich Dermatologin, habe aber auch einige Jahre in der Wiederherstellungschirurgie gearbeitet und anschliessend am Universitätsspital Zürich die Dermatochirurgie geleitet. 2002 habe ich meine Praxis im Seefeld eröffnet und bin selbstredend ein Fan des Quartiers. Beruflich lebe ich im Spannungsfeld zwischen zwei Bereichen: Die eine Hälfte macht die Tumorchirurgie aus, bei der ich vor allem ausgedehnte bösartige Hauttumore operiere, die einen komplexen rekonstruktiven Wundverschluss benötigen. Die andere Hälfte nimmt die Ästhetische Dermatologie ein. Es steht ein sehr etabliertes Feld einem zum Teil eher kritisch beäugten gegenüber. Dabei liegen beide eigentlich nah beieinander, weil es am Ende des Tages auch um Ästhetik geht. Mich erfüllt diese Kombination, denn ich tue beides für das Wohl meiner Patienten. Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl anderen zu helfen.
Was hat sich in den 30 Jahren Ihrer Tätigkeit geändert?
Heute steht unsere Gesellschaft ästhetischen Behandlungen offener gegenüber. Allerdings sieht man z.B. auf den Social Media viele misslungene Resultate. 1999 baute ich als erste Dermatologin eine ästhetische Sprechstunde am Zürcher Unispital auf, dies war dazumal ein absolutes Novum. Leider besteht auch heutzutage für ästhetische Behandlungen kein geregelter Markt: Es gibt keine spezielle Facharztausbildung, in der Schweiz keinen offiziellen Titel für ästhetische Medizin, auch nichtmedizinische Berufstätige führen unzählige Behandlungen durch. Äuffällig ist, dass im letzten Jahr die Patientenzahlen zugenommen haben: Die durch COVID entstandene «Zoom-Boom-Generation» sieht sich in den Videokonferenzen viel häufiger als zuvor durch die Kamera meist in ungünstigem Licht und ungünstigem Winkel. Zudem tragen wir Masken, welche die kurzfristigen Zeichen einer Behandlung im Gesicht gut kaschieren. Und die Leute können sich Arzttermine dank dem Homeoffice besser einteilen.
Was streben Sie mit ästhetischen Eingriffen an?
Wenn ich die negativen Emotionen, die sich im Laufe der Zeit abzeichnen, aus einem Gesicht nehmen kann, ist das doch gut. Unzählige Patienten kommen zu mir, weil sie müde, gestresst oder traurig wirken, sich aber überhaupt nicht so fühlen. Nach der Behandlung erscheinen sie frischer, fröhlicher, munterer. Die meisten sind sehr dankbar, dass sie nun endlich so aussehen, wie es ihnen entspricht. Bei mir steht der ganzheitliche Aspekt im Sinne eines harmonischen Gesichts im Zentrum, darum betone ich keine Partie über. Meine Patienten sollen gefragt werden, ob sie in den Ferien waren und nicht, was sie bei einem Beauty-Doktor haben machen lassen. Insofern ist meine Aufgabe unscheinbar, weil die anderen eigentlich nichts vom Eingriff mitbekommen. Mein Handwerk wird nicht gesehen, aber durchaus bemerkt.
Wo liegt Ihre Grenze? Was machen Sie nicht?
Ich stecke mir selbst sehr enge Grenzen. Meine Maxime lautet Natürlichkeit und Frische. In der Ästhetischen Dermatologie habe ich keinen medizinischen Auftrag zu erfüllen, sodass ich Behandlungen durchführen kann aber nicht muss – anders als bei Tumorpatienten. Wenn die an mich herangetragene Wunschvorstellung unrealistisch oder übertrieben ist, äussere ich meine Bedenken, distanziere mich von den gewünschten, aber nicht indizierten Behandlungen und führe diese nicht durch.
Gibt es eine Altersgrenze für ästhetische Eingriffe?
Minderjährige habe ich noch nie behandelt. Kommt jemand allerdings mit einem bestimmten Problem, wie einem fliehenden Kinn, hat das nichts mit der Alterung, sondern mit der Knochenstruktur zu tun. Warum soll ich diesem Menschen, der darunter leidet, nicht bereits in jungen Jahren helfen? Nach oben hin ist die Grenze offen. Ich habe über 70-jährige Patienten. Auch ihnen geben minimalinvasive Eingriffe Frische und Lebensenergie.
Welches sind die häufigsten Anliegen, mit denen Frauen zu Ihnen kommen?
Vorab: Zu uns kommen auch eine wachsende Anzahl Männer, die eine Gesichtsbehandlung wünschen. Frauen haben anfangs oft einen Fokus und wollen beispielsweise zunächst nur die Nasolabialfalte aufgefüllt haben oder die Lippenfältchen loswerden, obwohl das Gesamtbild etwas anderes verlangt, nämlich die Partien harmonisch einander anzugleichen. Eine interessante Beobachtung aus meiner Praxis ist: Umso jünger die Patientinnen, umso genauer wissen sie, was sie möchten. Im Moment sind das häufig Botulinumtoxin für die Zornesfalten, Filler für die Tränensäcke und Augenringe sowie vollere Lippen.
Was raten Sie einer Frau Ende 30?
Eigentlich fängt das Vorbeugen schon viel früher an. Darum muss man Eltern raten, bereits Kleinkinder mit Sonnenschutz einzucremen, denn dieser ist lebenslang die wichtigste Prophylaxe gegen Hauttumore und Hautalterung. Wichtig ist rechtzeitig, das heisst in den 30ern, bereits dem Alterungsprozess entgegenzusteuern und gemeinsam eine langfristige Strategie zu entwickeln. So kann man mit einem geringen und überschaubaren Aufwand die Natürlichkeit und Frische lange erhalten.
Dr. med. Monika Hess Schmid: «Das über so viele Jahre erworbene Wissen und die fundierte Erfahrung weiterzugeben, macht mir grosse Freude.»
Sie haben personalisierte Cosmeceuticals im Angebot. Sind die tatsächlich besser als herkömmliche Standardcremes?
Niemand, der zu uns kommt, ist eine Nummer, das ist das Schöne an unserer Praxis. In unseren individualisierten Seren verwenden wir 18 verschiedene Wirkstoffe, die wir auf den Patienten abstimmen können. Vorgefertigte Produkte aus der Parfümerie enthalten diverse Stoffe, welche die Haut nicht braucht, aber für Haltbarkeit etc. sorgen. Unsere Kosmetika sind ohne Konservierungsmittel und Weichmacher, in Glasflaschen abgefüllt. Alle Kosmetika greifen an der Fassade, der obersten Hautschicht. Dort passiert jedoch die eigentliche Gesichtsalterung nicht, sondern «drei Etagen» weiter unten. Der Knochen bildet sich teilweise zurück, z.B. werden die Augenhöhlen grösser und der Kiefer kleiner. Dann kommen die Muskeln, die wir mit Botulinumtoxin beeinflussen können, dann die schwindenden Fettpolster, die zu Volumenverlust und Falten führen, die wir mit Hyaluronsäure auffüllen können. Erst zum Schluss pflegen die Kosmetika die Haut. Eine Gesichtsbehandlung ist vergleichbar mit der Rekonstruktion eines Hauses: Zunächst werden das Fundament und die Stützmauer wieder aufgebaut, danach kommt das Dach und zum Schluss sind die übrigen Wände und die Fassade dran.
Wie viel Psychologie steckt in Ihrem Beruf?
Es ist ein Spagat zwischen dem Wunsch des Patienten und dem, was er tatsächlich braucht. Das sind häufig zwei verschiedene Paar Schuhe. Wie vermittle ich jemandem diesen Unterschied, ohne dass er oder sie enttäuscht oder unverstanden meine Praxis verlässt? Einerseits sind genaues Zuhören und ein empathisches Eingehen auf die Person notwendig, um ihre Vorstellungen zu verstehen. Andererseits sind eine genaue Diagnose, ein Therapieplan und ein fundiertes Fachwissen erforderlich. Diese Gratwanderung zu meistern, beinhaltet viel psychologisches Gespür. Ich bin ein Fan der stufenweisen Behandlung. Jede Erstkonsultation besteht aus einem Beratungsgespräch. Dabei sieht sich die Patientin nicht nur im Spiegel sondern auch dreidimensional auf dem Bildschirm. Eine ausführliche Gesichtsanalyse folgt, sodass ich ihr entsprechend die möglichen und vor allem sinnvollen Möglichkeiten erörtern kann. Wesentlich ist, dass die Behandlungen im beruflichen und sozialen Umfeld nicht negativ wahrgenommen werden, etwa indem alle vier bis sechs Wochen stufenweise eine Aufbesserung passiert.
Was ist das Schönste an Ihrem Arbeitsalltag?
Der Kontakt zu den Menschen, die schon immer bei mir Mittelpunkt standen. Durch lange Operationen unter lokaler Betäubung erfahre ich nicht selten ganze Lebensgeschichten. In der Ästhetischen Dermatologie begleite ich die meisten seit Jahren und nun bald Jahrzehnten. Dabei entsteht ein grosses Vertrauensverhältnis.
Sie haben sich bewusst für eine Praxis im Seefeld entschieden. Welches sind Ihre Lieblingsplätze im Quartier?
Die Confiserie Freytag sorgt seit eh und je für die Praxis-Apéros und die Glücksmomente in unserer Familie. Im Seefeld kaufe ich meine Blumen bei Martin Grossenbacher. Gern esse ich im Tiffins oder in einem der zahlreichen kleinen italienischen Lokale. Und mein Coiffeur Nuyu ist zum Glück auch um die Ecke.
Welche Ziele stecken Sie Sich?
Auch in Zukunft die Facetten meines Lebens in Einklang und Balance zu bringen. Die hohen fachlichen und menschlichen Massstäbe im Praxisumfeld beizubehalten! Zudem bin ich nicht nur als Vorstandsmitglied der dermatochirurgischen und ästhetischen dermatologischen Gesellschaft sehr aktiv sondern auch in der Weiterbildung, etwa als Mentorin für Kollegen auf internationalem Niveau oder Referentin an nationalen und internationalen Kongressen. Seit mehreren Jahren absolviere ich karitative Einsätze zum Beispiel in Tansania oder in Kambodscha, wo wir junge Kollegen chirurgisch ausbilden. Das ist eine Herzenssache! Dort helfen zu können, bereichert ungemein. Das über die Jahre erworbene Wissen und die fundierte Erfahrung weiterzugeben, macht mir grosse Freude. Last but not least wünsche ich mir mehr gemeinsame Zeit mit meiner wunderbaren Familie, die mein persönliches Fundament ist. Das ist und bleibt meine grösste Herausforderung.
Weitere Infos finden SIe auf:
www.monikahess.ch
@drmonikahess
August 2021